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Bedienstete aus NRW zu Besuch in der bayerischen Landeshauptstadt

 

muenchen2Wie oft wurde im dienstlichen Alltag das berühmte "Nord-Süd-Gefälle" diskutiert? Unzählige Schauermärchen über den Alltag und die Einschränkungen in bayerischen Vollzugsanstalten kursieren seit jeher in den Belegschaften der nordrhein-westfälischen Gefängnisse. Eine Gruppe Bediensteter aus dem Bezirksverband Mitte wollte es mal genau wissen und nahm den Weg zur JVA München auf sich.

Die seit 1894 betriebene JVA München-Stadelheim blickt auf eine bewegte Geschichte und auch einige prominente Gefangene zurück. Die schiere Größe der altehrwürdigen, circa 1500 Gefangene fassenden Vollzugsanstalt nötigte den Westfalen denn auch gehörigen Respekt ab. Dieser wurde verstärkt durch den Umstand, dass die JVA mit über 500 Bediensteten betrieben wird, was hinsichtlich der Organisation eine kolossale Aufgabe darstellt. 

muenchen3Doch aller JVA-Anfang ist immer noch die jeweilige  Pforte, wo die Besucher aus NRW in Empfang genommen wurden. Nach einer freundlichen Begrüßung und einem groben Abriss der Organisation des Tages ging es gleich in die Haftbereiche.  Recht schnell zeigte sich dabei, dass die eingangs erwähnten Schauermärchen über den bayerischen Vollzugsalltag eben genau das sind: Ein Märchen!

Doch die meisten Aspekte der täglichen Arbeit in einem bayerischen Gefängnis sind durchaus auch NRW-Bediensteten nicht fremd. So befindet sich die JVA München- Stadelheim seit langem in einem Zustand der permanenten baulichen Sanierung. Die Problematik ausufernder Überstundenzahlen findet sich in Süddeutschland ebenso wie auch die ständige Überbelegung der Haftbereiche.

Dennoch zeigten sich die bayerischen Kollegen, die meist aufgrund der horrenden Mietpreise in der bayrischen Metropole von (teilweise weit) außerhalb zur Arbeit pendeln, ausgenommen freundlich gegenüber den Besuchern aus dem Norden. Und so ergaben spätestens beim Mittagessen in der Kantine einige anregende Gespräche über dienstliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede, bevor der Rundgang fortgeführt wurde.

Die JVA München verfügt über eine anstaltseigene KFZ-Werkstatt mit zahlreichen Arbeitsplätzen und Stellflächen. Neben der Wartung der Dienstfahrzeuge können Bedienstete hier gar ihr eigenes Auto gegen die entsprechenden Gebühren warten lassen. Die Frage nach der Gewissenhaftigkeit der Arbeit erübrigte sich beim Blick auf das rege Treiben in und den vollen Stellflächen vor den Garagen.

Zusammenfassend hinterließ die JVA München einen nachhaltigen Eindruck, und zwar von den geradezu klinisch sauberen Abteilungen über die akribisch und penibel geordneten Arbeitsbetriebe bis hin zum - bei aller Betriebsamkeit - freundlichen Umgangston. Mit dem Gefühl, dass dem mitunter äußerst stressigen Beruf des Vollzugsbediensteten in Süddeutschland mit der gebotenen Rücksicht entgegen getreten wird, verließen die NRW-Bediensteten die JVA, nicht jedoch ohne eine Einladung zum Gegenbesuch ausgesprochen zu haben.

Dass wir aber nicht nur wegen der Besichtigung der JVA Stadelheim die weite Reise auf uns genommen haben, liegt in der Natur der Dinge. Wer sich in der bayerischen Hauptstadt aufhält, darf auch nicht versäumen, der KZ-Gedenkstätte Dachau einen  Besuch abzustatten.

Unsere 21-köpfige Reisegruppe nahm daher auch an einer ca. 3 Stunden dauernden Führung unter fachkundiger Leitung teil, die uns das Grauen der Nazizeit buchstäblich vor Augen führte. Hautnah und mit extremen Bild und Filmmaterialien belegt, konnte man förmlich die durchlebten Grausamkeiten, die die Insassen Vorort erleben mussten, nachvollziehen. Die real bedrückende Stimmung wird daher vielen noch lange nachhaltig in Erinnerung bleiben.

Neben diesen kulturellen Themenschwerpunkten kam auch die Geselligkeit nicht zu kurz. Die Gastronomie der Landeshauptstadt lud in ihrer Vielfältigkeit natürlich auch zum Verweilen ein. Beim gemütlichen Beisammensein wurde so manche vollzugliche, aber auch private Anekdote ausgetauscht.

Der Wunsch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist,  dass diese Exkursionen für Mandatstraeger des Bezirks Mitte, aber auch für die potentiellen Nachfolger weiterhin Bestand haben und in den kommenden Jahren fortgeführt werden.

Björn Dunn/ Volker Grothaus